Freitag, 11. April 2008

"Dreckschleuder" Binnenschiff


Einige werden ihn vielleicht kennen, den VCD. Den Verkehrsclub Deutschland. Ein Verkehrsclub der gerne ohne Verkehr auskommen würde.

Ähnlich dem ungebremsten Technikwahn der frühen Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts, greift er um sich, der Umweltzonenirrsinn. Alles ist damit machbar lautet auch die Devise von Herrn Adler, Chefredakteur des Mitgliedsmagazines.

So richtet der Interviewer die ernst gemeinte Frage an eine SPD-Politikerin, ob denn nicht die Durchfahrt von Dreckschleudern (gemeint sind Binnenschiffe) durch Umweltzonen, z.B. Köln verboten werden könnte.

Aha. So also.

Da braucht man erst mal ein paar Augenblicke, um zu begreifen, was der Schreiberling da gemeint haben könnte. Eine ähnliche Frage kursierte auch schon in Duisburg mit dem größten Binnenhafen Europas, als es darum ging, die städteübergreifende Fahrverbotszone Ruhrgebiet einzurichten.

Da kann man froh sein, daß kraft europäischer Verträge (der erste bereits von 1868) die Freiheit der Schiffahrt auf dem Rhein sichergestellt ist. Dadurch gelang es, die jahrhunderte alte deutsche Kleinstaaterei zu überwinden.

Nun kommt der VCD daher und möchte das Rad der Zeit zurückdrehen und die Schlägbäume wieder runterlassen. "Dreckschleudern" könne man ja die Durchfahrt verbieten. Ob sich der Interviewer im Klaren darüber ist, wieviel LKW-Verkehr durch den Einsatz von Binnenschiffen (nicht zuletzt im Containertransport mit Konsumartikel) eingespart werden? Ein Schiff mittlerer Größe ersetzt 50-100 LKW und fährt in aller Regel nicht durch Wohngebiete. Ein Verkehrsträger, der von den meisten Menschen nicht einmal wahrgenommen wird.

Auch in der Motorentechnik greifen derzeit zahlreiche Neuerungen Platz. Natürlich nicht ganz so schnell wie bei anderen Verkehrsträgern, wenn man bedenkt, daß ein Schiff schonmal 50-70 Jahre und ein Schiffdiesel 25 Jahre halten kann. Diese Branche unterliegt derzeit (aus anderen Gründen) massivem Modernisierungdruck, so daß Herr Adler beruhigt sein könnte.

Zum Vergleich um die Größenordnung dieser Forderung zu einordnen zu können:
2.800.000 LKW und Sattelschlepper sind in Deutschland zugelassen und
2.415 Güterbinnenschiffe gemeldet.
(Quelle: Destatis und BDB e.V.)

Nur am Rande: es gibt seit einigen Jahren Abgasgrenzwerte für Schiffsdiesel, die ebenfalls einer Aktualisierung unterliegen ... .